Ein sanftes Dehnungs-Programm. Viele Mädels und Frauen in einem Raum schwingen ihre Beine hoch und runter, kreisen ihre Hüften zu den neuesten Musikhits, gemeinsam mit dem Trainer oder der Trainerin. Und ab und an spannen sie den Po und Bauch an. Etwas Fitness, um sich besser zu fühlen; aber weder anspruchsvoll noch sonderlich interessant. Ein bisschen wie Physiotherapie und eigentlich eher für ältere Menschen. That´s it. Nichts Spektakuläres.
Über viele Jahre hinweg hatte ich ein solches Bild im Kopf, wenn ich Pilates gehört habe.
Wie war meine erste eigene Erfahrung?
Auch ich habe die Erfahrung(en) gemacht, die das oben beschriebene Bild bestätigten. Leider mehrfach sogar. Ich war an der Uni und habe in der Kursliste im Hochschulsport gesehen, dass es Pilates gibt. Noch nie gemacht! – habe ich gedacht und beschlossen, es auszuprobieren. Einen Unterschied zu einem normalen Fitness-Kurs habe ich nicht wirklich gesehen. Ein paar Jahre später in einem Fitnessstudio einer großen Kette das Gleiche.
Wie war das Pilates, das kein Pilates war?
Die Trainerin stand, beziehungsweise lag auf der Matte vor der Gruppe, hat jede Übung nicht nur vor- sondern vor allem mitgemacht, niemanden in irgend einer Weise korrigiert oder auf die Pilates-Prinzipien geachtet. Es war ein Mix aus Käfer-Training (Criss Cross), Sit-Ups und Rückentraining im Vierfüßlerstand. All das im Rhythmus der aus der Musikanalage schallenden aktuellen Pop- und Latinsongs. Ich würde sagen, es war ganz ok. Wenn man genau auf der Suche nach einem lockeren Fitnessprogramm ist, das eben keinen Prinzipien folgt.
Neben “es war ganz ok” dachte ich: Nichts Spektakuläres. Nichts, was ich unbedingt wiederholen müsste, weil es mir dermaßen gefallen oder gut getan hatte. Und nichts, was ich nicht so oder so ähnlich schon einmal in irgendeinem Fitness-Kurs gesehen hatte.
Die Stunde, die alles veränderte
Als ich dann einige Jahre später nur durch Zufall einmal eine Pilates-Stunde absolviert habe, die sich an der klassischen Methode orientierte, war ich einfach nur baff. Wie jetzt? Und was war das bisher, was ich kannte?, habe ich gedacht. Na im jeden Fall nicht Pilates. Nach nur dieser einen einzigen Stunde hat sich mein Körper sooo gut angefühlt, dass ich unbedingt mehr davon wollte. Ich habe Muskeln gespürt, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie habe 😉
Hier habe ich auch das erste Mal vom sogenannten Powerhouse gehört, dem A und O beim Pilates. Es gab keine Musik, die mich abgelenkt hatte. Mein Geist war angenehm erfrischt, denn während des gesamten Trainings war ich bei mir und den einzelnen Übungen. Eine geballte Konzentrationsfähigkeit habe ich gespürt. Es ging nicht darum, möglichst viele Wiederholungen zu machen, um zum Beispiel so viele Kalorien wie möglich zu verbrennen. Sondern darum, jede einzelne Übung und Bewegung innerhalb einer Übung mit der höchsten Präzision und Kontrolle auszuführen. Das war anspruchsvoll und hat mich auf höchstem Niveau gefordert.Was mich am meisten beeindruckt hatte: Ich habe mich mit mir verbunden gefühlt. Eine connection gespürt, die ich bisher nicht kannte. Yep, nach nur einer einzigen Stunde.
Ich stand von meiner Matte auf und wusste, dass ich sie morgen genau dafür nochmals ausrollen würde. Um echtes Pilates zu machen 😉 Ich wollte mehr davon. Mehr von den Glücksgefühlen, die ich beim Pilates gespürt hatte. Dass man Pilates nicht nur auf der Matte machen kann, sondern auch an speziell dafür entwickelten Geräten habe ich später erfahren.
Aber von dem Zeitpunkt an wusste ich, dass Pilates nicht gleich Pilates ist. Zum Glück. Denn ohne dieses Erlebnis hätte ich weiterhin gedacht, dass Pilates nur ein einfaches Fitnessprogramm ist, eine Mischung aus Rückenschule, Physio und etwas Bauch-Beine-Po. Und nur für Frauen oder ältere Menschen. Das wäre ziemlich schade gewesen. So wäre ich nicht nur nicht dabei geblieben, sondern vor allem nie auf die Idee gekommen, selbst Pilates-Lehrerin zu werden.
Und wie oft habe ich dann im Unterricht feststellen müssen, dass Teilnehmer:innen und Klient:innen kommen und sagen: “Ich habe mal Pilates gemacht, aber ich weiß nicht, ob das Pilates war”. Das sagt einiges aus. Der Grund dahinter: Pilates ist kein geschützter Begriff und man kann ihn verwenden, wie man nur möchte. Leider.
Es gibt so vieles, was Pilates von anderen Trainingsarten unterscheidet. Hier erfährst du noch etwas mehr darüber.
Hattest du ähnliche Erfahrungen? Wie war deine erste Erfahrung mit (Nicht-)Pilates?
Ich bin gespannt und freue mich von dir zu hören oder zu lesen.
Und wenn du Lust hast in das klassische, Original-Pilates einzutauchen, dann kannst du das gerne mit mir machen. Online, von überall aus, und demnächst im wunderschönen Schwarzwald in Bad Herrenalb, in meinem eigenen Studio, samt Geräten 🙂
Fühl dich gedrückt,
Natalia